Campen kann man auf verschiedene Arten: Wohnmobile, Wohnwagen, Hauszelte, Dachzelte und so weiter. Kühlboxen, Hängematten, Kochzelte, Liegen, Sonnenschirme – es gibt keine Grenze nach oben. Die Grenze nach unten ist der nackte Mensch – das ist allerdings selbst auf Reisen in den immer wärmer werdenden Süden in unserer Zeit nicht mehr zulässig und akzeptabel.
Es gilt also eine angemessene Ausstattung zu finden die so klein wie nur möglich für das geeignet ist, was man tun will. Wir haben sie so definiert:
1 kleines Zelt (3 Leichtmetallstangen, 2 kleine Apsiden als Augang = Vaude Campo Grande 3-4P) 1 Luftmatraze mit Laken, zwei Kissen, zwei Schlafsäcke als Decken 1 Klapptisch, 2 Klappstühle 1 Alu-Küchenkiste mit Geschirr, Besteck und Lebensmitteln 1 zweiflammiger Gaskocher und 3 Edelstahlkochtöpfe 1 Abwaschschüssel, Geschirrtücher, Leine, Klammern, Rei in der Tube 1 Reisetasche pro Homo Sapiens, 9 kg Trockenfutter, Schlafteppich, Schüsseln, Leine pro Caniformia 1 Kiste Bücher und noch Kleinigkeiten: Lampe, Werkzeug, Klappspaten, Klopapier etc.
Dazu ein Auto, das klein genug ist, um eine italinische Bergstraße zu befahren, schnell genug um auch mal Strecke zu machen, bequem genug, um 10 Stunden Fahrt zu überstehen und groß genug um einem mittelgroßen Hund ein angemessenes Abteil zu bieten – kurz gesagt, ein BMW 318i Touring.
Das alles ist aber nur äußerer Umstand – was wirklich zählt ist die Einstellung, die Herangehensweise – vielleicht Achtsamkeit. Wen es interessiert, der lese das Buch von Pirsig „Zen und die Kunst ein Motorrad zu warten“ (… ja der Beitragstitel ist eine Reverenz ) aus den 70igern, das wiederum Herrigels „Zen in der Kunst des Bogenschießens“ referenziert: Der optimale Zeitpunkt zum Lösen der Bogensehne zum Abschießen des Pfeils …
… bei uns wird er immer wieder auf’s Neue gefunden. Nina und ich sind ein Super Team. Wir ergänzen uns perfekt! Ohne viele Worte, auf jeden Fall ohne lange Diskussionen oder Anweisungen weiß jeder, was zu tun ist, denkt und optimiert. Es ist einfach befriedigend nein beglückend, wie alles ineinandergreift. Ein kompletter Zeltabbau mit Verpacken im Auto dauert 30 Minuten – die Reihenfolge des Einpackens und die Plätze, wo die Küchenkiste, die Reisetaschen, die Stühle und der Tisch hinkommen sind erprobt und bekannt, jedoch ohne Dogma – sukkzessive wird dieses oder jenes verändert und verbessert. Alles hat seinen Sinn. Die Küchenkiste steht so, dass ein 2. Frühstück während der Fahrt kein Problem ist. Ein Picknick mit Tisch und Stühlen an einem romantischen schattigen Platz? Natürlich kein Problem – weil vorgedacht.
Für mich ist es jedenfalls immer wieder eine super Erfahrung mit Nina zusammen eine Zeltausrüstung zu verpacken … und gemeinsam, natürlich auch mit Lana, zu verreisen.
Aus Parma kommt nicht nur ein ganz anständiger Schinken sondern natürlich der einzigartige Parmesan oder Italienisch ‚Parmegiano Reggiano‘. Ein Hartkäse, der nicht nur Spaghetti zu einem Gericht macht, sondern sich auf Salat genauso gut macht wie auf einem Auflauf. Es lässt sich eine Menge darüber sagen, das meiste steht schon hier : https://de.m.wikipedia.org/wiki/Parmesan
Wir haben in ein kleinen Geschäft Parmesan gekauft und uns über die aufgedruckten Ziffern gewundert. Der Verkäufer erklärte uns die Altersklassen: 12, 24, 36 und so fort. Es handelt sich einfach um die Monate, die der Käse gereift ist. 48 wird als ’stravecchione‘ bezeichnet (auf Deutsch etwa abgelagert oder auch uralt). Wikipedia sagt: „72 Monate gereifter Parmigiano Reggiano ‚extra stravecchione‘ gelangt nur äußerst selten in den Handel, da nur sehr wenige Erzeuger ihren Käse sechs Jahre reifen lassen.“ In unserem kleinen Laden gab es aber als ältesten 101!
Es war eine Freude und ein Genuss in diesem Laden einzukaufen, was natürlich an dem Angebot vor allem aber auch an ihm lag:
Und was alles Leckeres in diesem Tresen auslag: gegrilltes Gemüse, und leckere kleine Gaumenschmeichler, die gesammte Pallete dessen was auf eine gute italienische Antipasto-Platte gehört – die verschiedenen Schinken, Salami, natürlich verschiedene Parmesan und Peccorino. Auf den Regalen Pasta in jeder Form, Wein, Öl, selbstgemachte Liköre, Essig, Fertiggerichte, passierte Tomaten usw. und so fort. Ein Feinkostladen, wie er im Buche steht, in dem man gerne auch mehr Zeit verbringen kann und lernen, was in italienisch-englisch-Gebärdensprache gut erklärt wird. Leider wartete draußen – gesittet wie immer – Lana und der Terminplan: Abendessen im Park!
Parmesan – da ist es nicht weit zu Partisan: in Parma steht zentral im Grünanlagengürtel vor dem Pilotta-Palast, ein Denkmal, das dem italienischen Partisan gegen den Nazi/Faschismus gewidmet ist. Außerdem gibt es Plätze und Straßen mit Partisanen Gedenktafeln.
Das macht doch irgendwie neugierig, wie kommt es, dass in Parma zentral so ein martialisches Denkmal aufgestellt wurde? Besonders in Parma stattgefundene Heldentaten konnte ich nicht finden, eine Interpretation nach etwas Recherche: Es scheint, wie häufiger, dass Bürgermeister und Provinz Governeur von Parma sich selbst ein (etwas verherrlichendes) Denkmal setzen wollten. Beide waren aktive Partisanen und als in den 50ern die Partisanen Verbände die Aufstellung eines Denkmals beschlossen …
Das von Guglielmo Lusignoli – einem künstler aus Parma – entworfene und von Marino Mazzacurati gegossene Denkmal wurde von einer Jury unter mehreren Entwürfen ausgewählt und erhielt sogar in den 60ern einen nationalen Skulpturen Preis. Nun ja …ich finde, es würde auch gut nach Peking oder Moskau passen, oder?
Unabhängig von diesem Denkmal ist es natürlich eine bewundernswerte und höchst eherenhafte Sache, sich als Partisan gegen die nationalsozialistische Besetzung ab 1943 gewehrt zu haben. Es gibt ein besonderes und bekanntes Lied, ich finde es viel berührender als das Denkmal:
Hier der Text auf Deutsch:
Eines Morgens erwachte ich (An diesem Morgen bin ich aufgestanden) O Schöne, tschau, Schöne, tschau, Schöne, tschau, tschau, tschau! Eines Morgens erwachte ich und fand den Eindringling vor.
O Partisan, bring mich fort O Schöne, tschau, Schöne, tschau, Schöne, tschau, tschau, tschau! O Partisan, bring mich fort Denn ich fühle, dass ich bald sterben werde
Und falls ich als Partisan sterbe (Und falls ich in den Bergen sterbe) O Schöne, tschau, Schöne, tschau, Schöne, tschau, tschau, tschau! Und falls ich als Partisan sterbe (Und falls ich in den Bergen sterbe) Dann musst du mich begraben
Begrabe mich dort oben auf dem Berge (Und du musst mich begraben) O Schöne, tschau, Schöne, tschau, Schöne, tschau, tschau, tschau! Begrabe mich dort oben auf dem Berge (Und du musst mich begraben) Unter dem Schatten einer schönen Blume
Und die Leute, die daran vorbeigehen (Und alle jene, die daran vorbeigehen) O Schöne, tschau, Schöne, tschau, Schöne, tschau, tschau, tschau! Und die Leute, die daran vorbeigehen (Und alle jene, die daran vorbeigehen) Werden mir sagen: „Welch schöne Blume!“ (Und sie werden dann sagen: „Welch schöne Blume!“)
Dies ist die Blume des Partisanen (Und dies ist die Blume des Partisanen) O Schöne, tschau, Schöne, tschau, Schöne, tschau, tschau, tschau! Dies ist die Blume des Partisanen (Und dies ist die Blume des Partisanen) Der für die Freiheit starb
Das die italienische Autobahn grundsätzlich Gebühren kostet, ist ja bekannt (Ausnahme: im Süden sind sie kostenfrei). An den Auffahrten sind die aufwändigen Mautstellen – früher boten sie einer ganzen Mannschaft von KassierInnen Beschäftigung und Einkommen. Sie thronten in kleinen Häuschen neben der Straße , nahmen das Geld durch ein Fenster entgegen, gaben Wechselgeld heraus und öffneten schließlich die Schranke.
Die Häuschen sind auch heute noch da, aber man steht nun vor einer wohnungstürgroßen Automaten Tafel, die irgendwie mit ihren vielfarbig blinkenden Lichtern, mechanische Klappen, Geräuschen, Beschriftungen und Stimmen (der Automat ist übrigens weiblich und Italienerin) an einen herbstlichen Rummelplatz erinnert.
Zunächst muss der ankommende Autofahrer richtg manövrieren, nah ran und nicht zu weit nach vorne.
Dann den Schlitz zum Einzug des Biglieto finden (Hilfestellung für Ungeübte: ganz links, unter dem – im günstigsten Fall – grün blinkenden Dreieck, dass darauf zeigt.) Dann wird auf einem der vielen Displays die zu bezahlende Summe angezeigt und von der automatischen Italienerin angesagt. Es beginnen weitere Lampen und Hinweispfeile zu leuchten und zu blinken ( wer vor 40 Jahren schon mal Flipper gespielt hat und jemals die magische Punktzahl erreicht hat, kennt diesen Anblick). Jetzt heißt es für den Neuling Ruhe bewahren, denn es ist eigentlich ganz einfach: es öffnet sich – aufwändig illuminiert – die Klappe für Münzeinwurf, der Einschubschlitz für Geldscheine wird aktiviert und ein separater kleiner Bereich zum Bezahlen mit einer EC oder Kreditkarte mit Tastatur zum Erfassen der PIN weist auf sich selbst durch blinkende Lampen hin. Jetzt gilt es! Höchste Konzentration und schnelle Reaktion sind gefragt – ansonsten mahnt die automatische Italienerin: „Introdure spagethi!“ oder so ähnlich. Also den vom Beifahrer vorbereiteten Geldschein einschieben (im Falle einer Ablehnung mehrfach wiederholen) und nach erfolgreichem Einzug sofort die Wechselgeldklappe finden – eigentlich kein Problem – wäre man nicht von den blinkenden Lampen abgelenkt, Münzen sind leicht durch lautes Klappern zu orten. Die Scheinausgabe ist rechts daneben, etwas versteckt. Hat man alles richtig gemacht, wird man mit einem freundlichen „Ariverderci“ entlassen und die Schranke öffnet sich.
Den anderen Fall will ich hier gar nicht beschreiben und überlasse es der Phantasie des geneigten Lesers, was passiert, wenn zum Beispiel ein abgelehnter und wieder ausgespuckter 50€ Geldschein zu Boden fällt. Die Autotür kann man nicht öffnen ( siehe oben). Vorwärts geht nicht – Schranke! Rückwärts ebenfalls nicht – 10cm zum ersten Auto einer Autoschlange, deren Fahrer alle gereizt und genervt darauf warten, das sie endlich an der Reihe sind …
Stau auf der Autostrada ist selten, natürlich Rom oder Mailand mal ausgenommen. Letztens hatten wir ein seltsames Erlebnis. Zunächst überholten uns ein paar offizielle Blaulichtfahrzeuge. Eins davon setzte sich dann, wie das berühmte ‚Follow Me‘ Fahrzeug auf der Flughafenrollbahn, ein paar Autos vor uns im Schritttempo an die Spitze und verhinderte Überholversuche schneidiger junger Italiener durch entsprechende Manöver. Ein paar Minuten später sagte uns Google Maps automatisch und ungefragt den Grund: Gegenstände auf der Fahrbahn. Es ging noch eine zeitlang so weiter, dann verschwand der blinkende Offizielle, die Fahrbahn war wohl inzwischen geräumt.
Geschwindigkeitsbegrenzungen an Baustellen werden trotz vieler Blitzer häufig ignoriert. Wer schon mal einen europäischen Strafzettel zugestellt bekam, weiß aber, wie teuer das werden kann. Italienische LKW Fahrer sind da jedoch besonders penetrant. Folgende Situation: Baustelle, 50km Geschwindigkeitsbegrenzung, ich fahre 80, LKW nähert sich mit ca 100 km. Es ertönt eine nebelhornartige Hupe, die jedem grösseren Containerfrachtschiff gut zu Gesicht gestanden hätte. Zum Zeichen, das ich verstanden habe, lasse ich meine piepsige PKW Hupe erschallen. Lkw rückt bis auf 1 m an meine hintere Stoßstange. Ich strecke meine Hand aus dem Seitenfenster, zeige mit einer international üblichen Geste meine Meinung dazu an. Dauernebelhorn, aufgeblendete Scheinwerfer – endlich überhohlt er, nicht ohne dabei neben uns etwas auf meine Spur herüber zu ziehen. Vom Beifahrersitz laute Verwünschungen (… merkwürdiger Weise an mich gerichtet) – man erwartet von mir panische Ausweichmanöver oder Vollbremsungen… Nichts dergleichen – ich weiß ja, das ist alles nur Primatengehabe, und bei den streitenden Affen im Zoo passiert ja auch nichts. Nur verstehe ich nicht, warum Nina als Fazit statt „So ein halbkrimineller Idiot“ oder ähnlich „Du musst immer Recht behalten“ zieht. Ich hab doch gar nichts gemacht …
Demut im psychologischen Sinn heißt ja wohl kognitiv zu akzeptieren, das nicht alles den eigenen Vorstellungen entsprechen muss. Demut ist also gerade auf Reisen erstrebenswert – jedenfalls wenn man so reist wie wir. Mit unserem Zelt und den grob geplanten Urlaubszielen sind wir flexibel und der Zufall spielt eine gewichtige Rolle. Wir buchen nicht im Voraus und schlagen unser Zelt häufig an Orten auf, die wir so nicht im Voraus gewählt hätten. Das hat seine anstrengenden aber – vor allem – auch seine überraschend guten Seiten. Und bei den nicht so guten Seiten kann man sich dann in Demut üben; im Folgenden ein paar Beispiele für Beides:
Dauer Camper: Campingplatz Pythagoras
95% der Plätze sind von Dauercampern belegt, die sich rund um ihren Wohnwagen ein kleines Reich, ihr kleines Reich errichtet haben. Vor dem Wohnwagen (sofern noch vorhanden und nicht durch eine Art Wochenendhaus ersetzt) eine befestigte, häufig auch geflieste Terrasse, an der Seite ein Küchenzelt, Über allem Planen oder Netze zum Schutz vor herabfallenden Eukalyptusblättern und drum herum ein kleiner Gartenzaun. Auf der Terrasse steht ein Campingtisch für 10 bis 20 Personen. Und natürlich ein großer Flachbildfernseher – er läuft 24/7 aber keiner guckt (außer den einzigen Ausländern auf dem Platz, die wenigstens ein bisschen Olympische Spiele über den Zaun hinweg sehen wollen..) Beleuchtung: Fußballstadion Flutlicht oder leicht kitschige Lichterketten etc..
Tagsüber moderates Treiben, alles ruhig und freundlich. Wie häufig so auch hier hilfsbereite, auskunftsfreudige, grüßende Italiener. Selbst Teenager auf dem Fahrrad schenken mir ein freundliches “ Salve “ bei Blickkontakt, während ich vor dem Zelt sitze und Kaffee trinke. Soweit angenehm und unaufdringlich.
Der nächtliche Lautstärkepegel ist allerdings ähnlich wie auf Ulysses/Paestum – nur ohne Motorräder und Feuerwerk in der Nähe. Erzählen, Lachen usw. bis ca. 3:30 Uhr morgens. Hunde werden auf dem gewohnten Weg Gassi geführt, haarscharf an unserem Zelt vorbei – nur dass da Lana sitzt, die keinen potentiell feindlichen Hund auf ihrem Territorium mag … Samstagabend ist dann richtig was los (Wochenende halt…), halbstündige Stromausfälle der überlasteten E-Installation werden mit einem belustigt-genervten kollektiven Aufstöhnen quittiert.
Die Kleinfamilie: Villaggio Camping La Ginestra Club
Italienische Kleinfamilien oder Paare in den ca 15 Bungalows, von denen alle belegt sind. Man sieht und hört sie nicht – abends nur ca 3 Familien im guten Restaurant mit täglich wechselndem Angebot (u.A. leckerer Schwertfisch). Hier haben wir nicht ein einziges Mal selbst gekocht. Sehr freundliches zurückhaltendes Schwesternpaar managed die ganze Anlage. Die Camping-Area ist nicht genutzt, wir sind die Einzigen – haben auch unsere private Toiletten/Dusch- Kombi, nicht neu aber sauber. Strand ist ebenfalls leer, ab und zu ein Ehepaar am Strand, das dann auch noch seine Freude über die mit uns badende Lana zum Ausruck bringt. Alles sehr angenehm. Und das ionische Meer mit seinem klaren blauen Wasser – ein Traum!
Kurz vor dem eigenen Ferienhaus: Tourist Village Calenella
Wunderbar komfortabel unter schattigen hohen Pinien – auch hier sind wir die einzigen mit Zelt. Wer hier mit (Groß-)Familie Urlaub macht hat es schon zu etwas gebracht: die SUV-Dichte ist hoch unter den Bungalowbewohnern, die anderen Urlauber haben Wohnmobile, einige wenige vom Typ „Rolling Stones Bandtourbus“, die meisten aber mittelgroße, komfortable Dinger mit Motorroller Garage im Heck. Hier bleibt man unter sich, grüßt, wenn es sich nicht vermeiden lässt, höflich. Die Teenager (immer eine ergiebige Quelle für Beobachtungen zum Sozialverhalten) wirken entweder affektiert und extrovertiert oder sportlich und sympathisch zurückhaltend.
Shuttelbus zum Meer, Tennisplätze, Bar, Supermarkt, Obstverkauf und Ähnliches, alles unaufdringlich und eher lässig aber gut in Schuss, das Personal ist freundlich und hilfsbereit. Einziges Manko – schlechter Handyempfang und langsames Internet (für das sich die Dame an der Rezeption entschuldigt …)
Deutsche – Hipster: Camping Lido Salpi Manfredonia
Ich verstehe es nicht wirklich, aber es ist Tatsache: auf diesem Campingplatz sind neben vielen Italienern einige Deutsche (natürlich mit Wohnmobil) anzutreffen, aber eben keine vom Typ Nachbar oder Normalo sondern folgende 3 Kategorien:
1. VW Bus – Camper: schlank, gepflegte Vollbärte, kurze Pferdeschwänze oder gepflegter Stoppelschnitt, eher dezent tätowiert.
2. Normale Wohnmobil – Camper: sportliche Menschen mit Kind, Sie: langes glattes Haar, Er: Kurzhaarschnitt mit lässig abgetragenem, ausgefranstem Strohhut Modell Cuba, Arme + Oberkörper aufwändig tätowiert.
3. Feuerwehrroter Spezial LKW – Camper: ( nicht etwa ausgediente Feuerwehr, sondern: Doppelkabine, 20 Tonner, spezialangefertigter Wohncontainer auf der Ladefläche, vorne ein großes Schild „Namaste“ in der Breite der Kabine; alles super in Schuss…Typ mehrjährige, mehrfache Weltumrundung mit Durchqueren der Danakil Wüste, des indonesischen Dschungels, der sibirischen Taiga mit Abstecher zum Nordpol und mehrmonatigem Aufenthalt in indischen Ashrams)
Sie langes Haar, Kleinkind stilgerecht aufgehängt vor der Brust, langer Thrombosestrumpf, einseitig getragen. Er Rastalocken schulterlang, aber in weiß! Ein bisschen wie Gandalf, der Zauberer aus „Herr der Ringe“.
Der Campingplatz hat 1a neue sanitäre Anlagen (Niveau: Einfamilienhaus in gehobener Ausstattung) hat aber auch ein für uns entscheidendes, gewaltiges Problem: Abends unheimlich viele Mücken, tagsüber unheimlich viele Fliegen. Alle Wohnmobilvorzelte sind mit Gaze eingehüllt und es wird Chemie verbrannt. Zusätzlich wird hier Mückenschutz aufgetragen wie andernorts Sonnenmilch. Typisch adriatischer Sandstand, ungemütliches Restaurant – keine Ahnung warum man sich hier längere Zeit aufhalten sollte.
Aus der Zeit gefallen: Villaggio Camping La Ginestra Club
Schon das Begrüßungskomitee ist einzigartig: an mit blühenden Oleanderbüschen dicht gesäumter Straße stehen hinter dem Directione-Gebäude 3 Stühle am Staßenrand, besetzt mit 3 ItalienerInnen, sie repräsentieren kummuliert vielleicht so irgendwo zwischen 210 und 300 Jahren Lebenszeit. Er sitzt regungslos mit dem strengen Blick längst begonnener Demenz in seinem Stuhl, die beiden Damen, korpulent und freundlich, erwidern unsere Begrüßung lächelnd und winkend. Dieser Platz ist dem legendären Shangri La nicht unähnlich – ein idealer Ort der Ruhe und der Kontemplation, ein Platz, der auch etwas von einem in Vergessenheit geratenem Schloß hat: Wuchernde Vegetation, gerade noch funktionierende Ausstattung, die Camping Area ist seit Jahren verlassen bzw. fast leer: ein Wohnwagen mit sehr netten Italienern und ein Paar aus Jena mit unserem Reisekonzept (BMW und kleines Zelt) für eine Nacht – die kennen sich aus und sind nicht aus Zufall hier. Ein herrlicher, leerer Strand mit mit ein paar bereitgestellten Sonnenschirmen und Stühlen und einem spektakulären Sonnenuntergang.
Eine Bar mit kaltem Bier, ein TipTop Schwimmbecken mit 25m Bahnen und Bungalows sind auch vorhanden, stören aber das merkwürdig aus der Zeit gefallene kontemplative Daseinsgefühl nicht. Hier könnte man statt Tagen auch Wochen oder Monate mit dem Betrachten der untergehenden Sonne und mit jeweils einer neuen Flasche Primitivo zubringen.
Rossano ist kleiner, alter Ort im kalabrischen Silas Gebirge. Berühmtheit hat er weder durch seine schöne, nicht überfüllte Altstadt, noch durch sein gebührenfreies 1a-Parkhaus.
sondern durch ein hanschriftlich auf Pergament (aus Ziegenhaut) geschriebenes Markus Evangelium, vermutlich aus dem 5./6. Jahrhundert, besonders kunstvoll und mit kostbaren Farben illustriert: Codex Purpureus Rossanensis.
Es gibt (wie immer) verschiedene Hypothesen über die Herkunft – vorherrschend ist die Auffassung das der Codex im byzantinischen Antiochia entstanden ist und mit Mönchen, die vor arabischen oder innerbyzantinischen Säuberungsaktionen nach Kalabrien flohen, hierher gebracht wurde. Sie lebten hier, teilweise als Eremiten in Höhlen. Jedenfalls wurde das Evangelium solange genutzt, bis die orthodoxe durch die lateinische Lithurgie abgelöst wurde. Das ganze Dokument geriet in Vergessenheit, bis zwei deutsche Wissenschaftler im 19.Jahrhundert es wissenschaftlich dokumentierten und es damit einer breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht wurde.
Ausgestellt ist der Codex in einem sehr stilvollen Diözesen Museum aus den 50igern aber mit aktueller Technologie.
Ein ‚Ecce Homo‘
Noch ein paar Stadbilder:
Dann gibt es noch eine schöne normannische Basilika + ehemaligem Kloster auf einer Anhöhe mit einem atemberaubenden Ausblick – da schaltet mein Gehirn automatisch in den kontemplativen Modus:
Und der eigentliche Grund warum Nina unbedingt Rossano besuchen wollte:
Lakritz!
Lakritz Fabrik: Amarelli
Das Beste unter all dem Schnickschnack sind natürlich die antiken Metall-Dosen, die in Neuauflage wieder produziert werden.