Autor: Wolfram

  • Intermezzo: VAUDE ist ein mieser Hochstapler!

    Intermezzo: VAUDE ist ein mieser Hochstapler!

    Viele Jahre lang sind wir mit einem kleinen blauen Kuppelzelt von Aldi//McKinley gereist. Es hatte einen Eingang, eine kleine Apsis vor dem Schlafzelt, war nur 140 hoch und hatte als Skelett 3 Fiberglasstangen. Schließlich brach eine Stange faserig und wir kauften ein kleines Ersatzzelt beim nächsten Decathlon Geschäft um weiter reisen zu können. Wieder zu Hause wurde dann nach kurzer Recherche vor 3 oder 4 Jahren ein Zelt von VAUDE ausgewählt, u.A. wegen seines angeblich unzerbrechlichen leichten Metallgestänges. Stutzig hätte uns allerdings schon die beiliegende Reparaturhülse machen sollen, aber ich dachte an die härteren Einsätze bei den abgebildeten Himalaya Expeditionen und fand es deshalb geradezu fürsorglich. Nun ist der Gargano kein Himalaya, aber trotzdem stellten wir anhand der komischen Form unseres Zeltes fest, das eine Stange gebrochen war. Merkwürdig, aber da gab es ja diese kleine Reparaturhülse – super mitgedacht von VD! Hülse draufschieben mit Tesa fixieren – perfekt. Nur die skeptische Nina brachte von ihrem Spaziergang eine ausgediente Metallstange mit – nur zur Sicherheit! Überflüssig. und viel zu dick. Aber bitte … um des lieben Friedens willen.

    Nun an der gegenüberliegenden Küste in Paestum bauen wir auf und … der nächste Bruch! Nur dank der vorausschauenden Nina und meines schweizer Taschenmessers, Kombizange, Gummihammer und einer Rolle Kordel konnten wir aus der Stange eine passable Reparaturhülse bauen. Deutsche Ingenieurskunst sozusagen.

    VAUDE sollte sich in EFKA umbenennen – bekanntlich die Initialen von Felix Krull! Sooo, nimm das, Du mieser Hochstapler!

    Falls es also bis hierher nicht klar geworden ist: das Gestänge ist keinesfalls nahezu unzerbrechlich !!! Und keinesfalls haltbarer als ein Fiberglasgestänge. (gestrichen a. G. der Anmerkung des Oberstudienrates C.H. aus FB: “ ‚Du mieser Hochstapler‘ hat es treffender zusammengefasst als der neu hinzugefügte redundante  Schluss.“) Wo er Recht hat, hat er Recht.

  • bis 25.07. Viscontis Strand

    bis 25.07. Viscontis Strand

    Ein bisschen merkwürdig fühlt sich das Badeleben hier auf deiesem Campingplatz und am Strand schon an. Unser Campingplatz stellt – ganz im Stile eines Grandhotel – folgendes zur Verfügung: Shuttelbus Pendelverkehr zum knapp 1km entfernten Strand. Dort eine große ‚Private Beach‘ mit mehreren Reihen Sonnenschirmen, zu jedem Schirm sauber in Reih und Glied einen Strandstuhl und eine Liege. Alles wird vom freundlichen Servicepersonal immer aufs neue entsandet und ausgerichtet.

    Beim ersten Anblick hat das Ganze schon so einen … morbiden Charme; es erinnert an Viscontis „Tod in Venedig“, die Verfilmung von T.Manns Erzählung, nur das kein von Aschenbach im weißen Anzug im Strandstuhl sitzt…

    Das ‚komische‘ Gefühl verschwindet aber schnell, es dominiert hier nämlich die italienische Familie: Kinder mit Strandspielzeug, Teenager, Eltern Großeltern und kleine Hunde, alles unaufdringlich und ’normal‘.

    Wir beschließen, diesen ungewohnten Luxus 3 Übernachtungen lang zu genießen.

    Die Bar bietet hervorragenden Cappuccino für 1,50 und sogar gezapftes Bier. Nur eine Rotwein Bestellung ist schwierig (soweit ist es also schon mit Italien gekommen). Dann gibt es einen kleinen Laden (mit kaltem Bier) und allem was man sonst so braucht und einen Gemüsehänder mit frischen Mandeln. Also auch in dieser Hinsicht alles super.

    Um uns herum gibt es augenscheinlich nur Italiener, was ja eigentlich eher selten ist. Eine Ausnahme: unser Nachbar kommt aus Belgien, reist allein in einem schicken kleinen Mercedes Vito Wohnmobil, hat lange graue Haare, die aufwändig gepflegt werden müssen. Soviel bekommt man nebenbei mit, auch wenn man versucht nicht neugierig oder aufdringlich zu sein.

    Als er uns dann auf deutsch „Guten Appetit“ wünscht kennt Katharina keine Zurückhaltung mehr und er wird kuzerhand am Abend zum Bier eingeladen. Er stellt sich als netter Zeitgenosse heraus, mit einer etwas abstrusen Geschichte: Industriedesigner aus Antwerpen und erkennt sofort die antike Qualität unseres Campingtisches (von unseren Eltern geerbt), das Muster der Melamin beschichteten Platte ist wohl das erste in diesem Material realisierte Muster, lernen wir nebenbei. Zur Zeit ist er in Frankreich tätig, reist auf einer imaginären Pilgerroute, in den Urlaub gestartet mit seiner 20jährigen Tochter, die aber wieder zurück musste, weil sie zum 7ten Mal eine Wiederholungsklausur machen muss, Dann hat er sein Telefon vor Tagen verloren und will irgendwann zurück, um es zu suchen … usw und so fort.

  • 22.07. Loreto

    Nachtrag: Kurz nach dem Aufbruch aus dem Nationalpark Conero sehen wir aus dem Seitenfenster in kurzer Entfernung eine Hügelkuppe mit einer gigantischen Basilika mit kleiner Stadt drumherum.

    Kurzentschlossen reißen wir das Steuer herum und erwischen gerade noch den Abzweig. Tatsächlich eine riesige Anlage … ungefähr wie die Friedberger Burg. Wir findenheraus, das die Basilika Santa Casa der zweitwichtigste Wallfahrtsort in Italien ist. Leider wird innen die Messe gelesen, so dass sich eine ausführliche Besichtigung verbietet.

    Natürlich folgt noch ein italienisches Frühstück mit Cornetto in einer Bar – Nina kann sich nicht beherrschen und kauft eine von der sehr netten Besitzerin eine selbstgenähte Kleinutensilientasche in Form eines Fisches. Ich bekomme kostenlosen Aussprachunterricht: nicht Loreeto oder gar Loureto, no, no ,no … sondern das o nur als kurzer Anlaut „ohhh“ also „Lohhhhrettohh“ …

  • 22.07. Foresta Umbra??

    22.07. Foresta Umbra??

    Wir sind auf dem zweiten Vorgebirge zum Apennin angekommen: dem Gargano, der kleine Sporn an Italiens Stiefel. Er gehört schon zu Apulien, oder Puglia auf Italienisch. Ja genau … das steht doch immer auf dem Etikett des Primitvo! Ein Ziel ist erreicht. Der Reiseführer erklärte uns, das ganz Apulien früher von dem foresta umbra (Schattenwald) bedeckt gewesen ist und sich auf dem Gargano noch erhebliche Reste befinden – nach biisherigem Augenschein stimmt das nicht: als wir gestern nachmittag den Garano entlangfuhren, sahen wir nur Oliven, alles eine einzige Plantage quasi. Romantische alte knorrige Bäume auf fruchtbarem dunkelbraunem Grund und vereinzelt junge frisch aufgeforstete Olivenhaine. Zwischendurch Trockenmauern – vermutlich mit unzähligen Eidechsen – und verrostete Zäune.

    Besonders attraktiv sind in Italien die Obsthändler an der Straße. Es gibt sie in jeder Größe, einige haben die Größe eines mittleren Wochenmarktes, andere wieder verkaufen aus wenigen Kisten ein paar Früchte. Wir stoppten bei einem der letzten Kategorie zugehörigen hageren alten braungebrannten Händler. Er hatte seinen Stand unter einem schattenspenden Baum aufgebaut und sein Fiat parkte etwas abseitsim Feld. Wir wollten nur ein paar Tomaten fürs Abendessen – viel mehr schien auch nicht im Angebot. Zwiebeln? Ja, auch. Pfirsiche narürlich auch. Weintrauben, Oregano. Pane? Ja klar. Er verschwindet zum Auto ind bringt einen Laib, eine Ecke hatte er wohl schon verzehrt, sie fehlte jedenfalls. Natürlich auch formagio – ein ganzes Rad Ziegenkäse 5cm hoch und 10 cm Durchmesser. Und eine 1,5 l Plastikflasche Landwein. Schließlich noch eine Salami – wir werden auch heute Abend nicht verhungern!

    Der erste Campingplatz ist klein unter Oliven direkt am Meer. Noch Platz für ein kleines Zelt. Si! Perfetto. Dann: impossibele. Cane grande! Ciao. … Wir probieren den Nächsten: riesengroß aber Überraschung: preisgünstig, unkompliziert, 1a sanitäre Anlagen und ein ruhiger, fast einsamer Platz für unser Zelt.

    Also doch: Foresta Umbra!

    Wir bauen auf – ab zum Strand (800 m), baden dann Abendessen mit den zuvor erworbenen Früchten des Landes, ein bischen Wein trinken, lesen, schlafen. Das Leben kann so schön sein!

    Nina mit Vorfreude!

  • 21.07. La dolce Vita

    Abends gehen wir Meeresfrüchte essen. Nina hatte Krabben und Calamari, ich als Italiener im Geiste etwas überschwänglich zunächst als Antipasto einen Meeresfrüchte Salat und als primo piatto spagetti vongole. Stilvoll beendeten wir das Ganze mit dulce de la casa – Tiramisu-, Grappa und Espresso. Ebenso stilvoll wurde die Rechnung ein wenig nach oben frisiert und mit vielfachem ehrlichem Bedauern korrigiert. Für die Buchhalter unter uns: mit Tipp 80 € für dieses köstliche Ereignis.