30.3.-3.4.24 Florenz

Italienische Frührenaissance – Fra Angelico zw. 1440 und 1450 – Portaits der Maler Gaddo, Taddeo und Agnolo Gaddi – Uffizien, Florenz

Wir kommen rechtzeitig an. Unser Hotel liegt Rand, in der Nähe des Flughafens und wir haben nach dem Einchecken Zeit für einen nachmittäglichen Abstecher in die Stadt. Wir wollen mit ÖPV in die Innenstadt und finden eine gute Busverbindung. Aber natürlich muss zunächst das Fahrkartenproblem gelöst werden: Welche Fahrkarte ist nötig? Wo kann man sie kaufen? Gibt es eine App? Im Bus schaffe ich nach 15 Minuten konzentrierter Schwerstarbeit und mehrmaliger Eingabe meiner Kreditkartendaten plus Authorisierung bei der Commerzbank eine Fahrkarte im Wert von 1,70 € zu aktivieren! Da in der App (AT Bus) nur jeweils eine Fahrkarte aktiv sein kann, muss Nina das gleiche auf ihrem Handy erledigen. Sie fährt dann schwarz – ihre Kreditkarte spielt das Authorisierungsspiel nicht mit. Später kaufen wir Fahrkarten aus Papier im Tabaci. Wo auch sonst, diese Art von Laden lässt sich mit einem Schweizer Taschenmesser vergleichen, nicht schön aber ungemein nützlich.

Natürlich führt unser erster Spaziergang zur Ponte Vecchio, dieser romantisch mit Läden und Häusern bebauten Brücke aus dem Mittelalter. Es ist die letzte ihrer Art, die deutsche Wehrmacht hat alle anderen gesprengt.

Und natürlich ein köstliches Eis! Eine Waffel mit zwei Sorten, Stracciatella und Dulce immerhin 10 € (später in unserer Lieblingseisdiele in Parma nur 4 €), aber wirklich lecker und deshalb letztlich jeden Cent wert. Die kleine Eisdiele dürfte ihren Besitzer zum Millionär gemacht haben, bei dem Umsatz. Denn die Fülle auf der Brücke und den kleinen Straßen der Altstadt ist unbeschreiblich. Menschenmassen schieben sich auf den schmalen Bürgersteigen entlang. Die Straßen werden zwangsläufig und selbstverständlich mitbenutzt, nur ab und zu schiebt sich ein kleiner Bus oder ein Taxi oder ein SUV mit Ausnahmegenehmigung durch die Menge. Zurück am Hotel suchen wir eine verschlafene Pizzeria um die Ecke auf und essen Risotto und Penne al Arrabiata zu Wein und Bier.

31.03. Ostersonntag

Plan: der Renaissance auf den Grund gehen!

Eine kurze Geschichte der Renaicance 🙂

Silicon Valley – aber in Florenz im 14./15. Jahrhundert. Die Medici hatten als Tuchhändler und Bankiers ungeheuren Reichtum angehäuft – in etwa so wie Elon Musk/Bill Gates etc. – und konnten also den Lauf der Dinge bestimmen. (Auch das eine Parallele zu heute!?) Der Adel wurde entmachtet, nicht Abstammung und blaues Blut sondern Geld verlieh nun die Macht. Man gründete ein Republik, die allerdings nahtlos in eine Medici-Autokratie überging. Die fähigsten Künstler, Architekten und Handwerker arbeiteten damals (genau wie heute) für Geld; nun also für Florenz und die Medici und die anderen reichen Familien – stolze Paläste wie der Palazzo Vecchio und der Palazzo Pitti und Kirchen wie der Dom waren das Ergebnis. Die bildende Künstler waren innovativ und nutzten die neunen Freiräume. Massacio entdeckte, wohl in Kenntnis von Brunelleschies Studien dazu, die Zentralperspektive für die Malerei . Und die Darstellung der Personen in der Malerei und Bildhauerei wurde individuell und belebt und dynamisch. Später wurden Bottichelli, Michelangelo und Leonardo weltberühmte Vertreter der Renaissance. Alles innovativ aber eben auch in Rückbesinnung auf die griechisch/römischen Vergangenheit. Francesco Petraka hatte frühzeitig den ideellen oder besser philosophischen Rahmen mit dem Renaissance-Humanismus geliefert. Und er prägte eine einfache kunsthistorische Einteilung: Die antike griechisch/römische Zeit war das goldene Zeitalter der Philosophie, Literatur, Kunst, Wissenschaft und Technik. Mit dem Niedergang des römischen Reiches folgte die dunkle Phase. Schließlich dann aktuell (also zu seiner Zeit im 14. Jahrhundert) die Rückbesinnung auf die alten Werte, die Wiedergeburt – et voila: die Renaissance!

Mit der Buslinie 30 zur Endhaltestelle und dann zu Fuß weiter. In einer netten kleinen Bar nehmen wir ein ital. Frühstück ein.

Nina nimmt Capuchino und Käse/Schinken-Toast. Mir fällt die Auswahl aus all den köstlichen Süßigkeiten schwer. Ein Cornetto mit Pistaziencremefüllung und ein Cookie müssen genügen. Dazu einen doppelten Espresso.

Wir wollen die Cappela Brancacci anschauen. Dort soll es herausragende Fresken von Masaccio und einem seiner Schüler Masolino zu besichtigen geben. Natürlich hat die Kapelle nicht auf. Statt dessen wandern wir zum Palazzo Pitti (ein relativ hässlicher monumentaler Bau) und holen uns ein Ticket für die Boboli Gärten, die dahinter liegen.

Eine großzügige Gartenanlage an einem Hang. Auf dem höchsten Punkt der Gartenanlage liegt ein kleiner Rosengarten mit einer Aussichtsplattform, von der man einen schönen Blick auf Florenz hat.


Alles hat den morbiden Charme des beginnenden Verfalls. Wie so viele Kulturdenkmäler in Italien. In Friedberg/Deutschland wäre dies alles gesperrt wegen Baufälligkeit oder so! Wir kehren zurück zur Kapelle, die immer noch geschlossen ist, obwohl die Öffnungszeit stimmt. Nun endlich lesen wir die ganze Info an der verschlossenen Eingangstür: Man kann sich per email im laufenden Monat für den folgenden Monat anmelden … schade, dann also keine Fresken von Masaccio.

Auf dem kleinen Platz vor der Kapelle genießen wir Pizza, Mozzarella mit Tomaten und Bier.

Dann machen wir uns auf zum Dom und den Pforten des Himmels am Baptisterium. Vorher noch vorbei am Palazzo Vecchio, der Medici Residenz, mit einer 1:1 Kopie des 5 Meter hohen David von Michelangelo. Wir schieben uns den ganzen Weg lang durch Menschenmassen und erreichen schließlich…

… den Dom und das Bapisterium. Das Nordtor ist ein Leckerbissen eines weiteren Renaissance Künstlers, nämlich von Lorenzo Ghiberti. Er gewann den Auftrag 1401 im Wettbewerb mit Brunelleschi, der später der führende und geniale Baumeister bei der Konstruktion und dem Bau der gewaltigen Domkuppel war. Fun Fact: Weil man diese gewaltige Aufgabe Brunelleschi nicht richtig zutraute, stellten die Florentiner ihm … na, wen zur Seite? Richtig: Ghiberti. Da B. den aber seit dem verloren Wettbewerb überhaupt nicht mehr leiden konnte, war für gutes Arbeitsklima gesorgt.

Jedes Feld der Tür ist mit einem gotischen Vierpass umgeben, dessen Spitzen und Kreisbögen schwierig zu füllen sind. Die eckigen Umrandungen zeigen kunstvolle Köpfe, Tiere, Obst etc..

01.04. Ostermontag

Plan: Malerei der Renaissance: Uffizien!

Immer ausgebucht, also lange im Voraus Karten buchen, empfiehlt der Reiseführer. Wir planen aber nicht lange im Voraus. Zum Glück gibt es einen frühen Timeslot, der ist nicht immer ausgebucht. Den haben wir also noch in Basel für den 1. April buchen können und nun stehen wir um 6:00 Uhr auf und um 8:00 vor dem Ticketbüro, um unsere Karte abzuholen. 8:30 ist Einlass.

Die Uffizien

Ein großes U-förmiges Gebäude, ursprünglich als Bürogebäude mit 3 Geschossen vorgesehen. Sie beherbergt nun die Kunstsammlung der Medici, die antike und zeitgenössische Kunst gesammelt haben.

Man startet im obersten Geschoss. In den Fluren ist die antike Sammlung griechischer und römischer Statuen ausgestellt.

In den Räumen sind die Gemälde nach Entstehungszeitpunkt geoordnet ausgestellt. Hier nur als ein Beispiel Botticelli:

Sandro Botticelli – die Geburt der Venus – um 1484

Das Haupt der Medusa, die jeden, der ihr direkt in die Augen blickte, zu Stein erstarren ließ. Correggio stellt sie hier im Augenblick der Enthauptung durch Perseus dar. Die Leinwand ist auf ein rundes Schild gezogen – Perseus benutzte ja auch ein blankgeputztes Schild als Spiegel, um Medusa nicht direkt ansehen zu müssen.


Nach ca. 4 Stunden ist unser visuelles und kognitives Fassungsvermögen erschöpft. Mehr geht nicht hintereinander, wir beenden unser Tour und treten wieder ins Freie – es regnet. Deshalb machen wir uns auf den Heimweg, den wir nur noch unterbrechen, um in der Osteriea 1 Rosso lecker zu essen. Danach lassen wir den Tag im Hotelzimmer ausklingen.

02.04.

Plan: David im Original

Zunächst besuchen wir die Chiesa di San Marina Novella. Und sehen nun doch noch ein Fresko von Masaccio, die Dreifaltigkeit:

Trinität / Dreifaltigkeit – Massacio – 1425-28, Fresko
ca. 5 x 3 m
„Ich war, was ihr seid …“

Der Schriftzug über dem als Skelett dargestellten Tod ist in italienischer Sprache und nicht lateinisch; er lautet: „Io fu già quel che voi siete, e quel chi son voi anchor sarete“; auf Deutsch: „Ich war, was ihr seid, und was ich bin, werdet ihr sein“.
Amen :-).
Also ein Hinweis auf die Vergänglichkeit und eine Aufforderung zur Demut wie das lateinische „memento mori„, das den siegreichen römischen Feldherren bei der Siegesparade von dem Sklaven, der den Lorbeerkranz des Siegers trug, permanent wiederholt ins Ohr geflüstert wurde. Die von Masaccio hier verwendete Abwandlung kommt vielleicht hier her: https://de.wikipedia.org/wiki/Die_drei_Lebenden_und_die_drei_Toten.

Durch ein kleines Loch im runden Fenster über der Eingangstür fällt ein Sonnenstrahl auf den Boden, der eine raffinierte Anzeige ermöglicht: der Sonnenfleck wandert mit der Sonne über den Fußboden um gegen Mittag eine Messingschiene zu erreichen, im 90 Grad Winkel zu schneiden. Dort sind die verschiedenen Sternzeichen eingraviert. Die Jahreszeit verändert den Sonnenstand, dadurch wird der Einfallswinkel verändert, dadurch wandert der Sonnenpunkt durch den entsprechenden Sternzeichenabschnitt.

Anschließend zur Accademia, die als Akademie der schönen Künste von Cosimo Medici und Georgio Vasari gegründet wurde – ‚Natürlich!‘ möchte man sagen. Als wir in die Straße einbiegen wieder Menschenmassen. Und natürlich eine riesige Schlange vor dem Einlass – es gibt auch eine Schlange für Leute ohne Reservierung. Wir warten ca. eine Stunde oder etwas mehr.

Das Original: David – Michelangelo – 1501-1504 – über 5 m hoch!

Bevor wir Florenz morgen verlassen, möchten wir noch das legendäre Bistecca alla fiorentina probieren.

Wir finden schnell ein Restaurant in der Nähe: Ristorante Accademia.

Es stellt sich heraus, dass dieses legendäre Bistecca ein riesiges T-Bone Steak ist, das lediglich mit etwas Salz gewürzt ist. Trotzdem lecker, wir haben uns eine Portion geteilt!

Vorweg einen köstlichen Salat: Birne, Ruccola, Honig und Pecorino. Das machen wir zu Hause nach!

03.04.

Plan: Dom und weiter nach Poppi

Dismal frühstücken wir im Hotel: Viel Tee und Kaffee, Ei, Toast, Käse, Saft, Croissants, Nutella … 🙂 Dann wollen wir uns den Dom anschauen und fahren das erste Mal mit dem Auto nach Florenz. Geht ganz gut, wir parken schließlich in einer Parkgarage und gehen ca. 20 Minuten zu Fuß zum Dom. Dann sehen wir die Schlange, die sich vom Eingang um die Ecke des Doms herumschlängelt und gefühlt noch einen halben Kilometer weiter. Nee danke, nicht wieder eine Stunde anstehen. Wir setzen uns auf eine Bank mit Blick auf die Kuppel und lesen den sehr interessanten und ausführlichen Wikipedia Artikel.

Dann machen wir noch einen Abstecher in den botanischen Garten der Universität, trinken einen Kaffee und essen Eclairs dazu, kaufen ein Landbrot und machen uns auf den Weg. Immer am Arno entlang durch die Toskana. Um 16:00 Uhr kommen wir in Poppi an. die ersten beiden Hotels sind ausgebucht – Im Parkhotel bekommen wir dann noch ein Zimmer für zwei oder evtl. drei Nächte, Ein kleiner Stadtbummel führt uns in eine Enoteca, wo man unter anderem Toscana Wein aus großen Stahltanks in 5l Glasflaschen abfüllen und zu günstigen Preisen (ca. 4,50 € pro Liter) erwerben kann. Wir nehmen eine Flasche Cabernet Merlot Cuvee zur Probe mit ins Hotel. Wenn der gut ist, werden wir min. 5l mit nach Hause nehmen. Im gegenüberliegenden Haushaltswarengeschäft legen wir uns noch einen vernünftigen Korkenzieher und einen Gurkenhobel (!) zu.

Zum Abendessen haben wir im Hotelrestaurant zu 20:00 Uhr einen Tisch reserviert. Gegrilltes Gemüse, Tagiatelle mit Pilzen, Pizza, Rotwein – alles sehr gut.

Verschiedenes

Hotel:
ibis Firenze Nord Aeroporto (Gut: Zimmer, Preis Schlecht: keine guten Bars/Restaurants in der Umgebung.

Restaurants:
1. Pizzeria tutu bono – nicht erwähnenswert
2. Pizzium Fierenze – Mozarella und Pizza – war lecker
3. Osteria 1 Rosso – https://osteria1rosso.com/ – lecker
4. Ristorante Accademia – http://www.ristoranteaccademia.it/mobile/it-menu-ristorante-accademia-firenze.php – lecker

Merker für nächstes Mal: Wir hatten die Osteria Cinghiale Bianco empfohlen bekommen.

Frühstück:
Bar Pasticceria Piccioli, Borgo Ognissanti 118 – Cornetto mit Pistaziencremefüllung!