Am 7. Juli starten wir unseren Ostsee Urlaub in Stettin – Heimatstadt meiner Eltern und Großeltern.

Zunächst also für 2 Nächte ins IBIS Hotel in Stettin.
Narürlich haben wir uns neben den örtlichen Brauhäusern auch die Straßen angeschaut, in denen meine Großeltern wohnten. Zumindest heute ist das ein besonderes schönes Viertel mit Park, schlossartigem Rathaus, Botschaften usw.. Auch das Reihenendhaus von Fritz und Elsbeth gibt es noch, mittlerweile modernisiert und hübsch rausgeputzt.
Ansonsten ist Stettin eine ganz nette Stadt mit breiten Straßen, Grünanlagen, Wasser und Hafen, Cafés und kleinen Craftbier Brauhäusern. Als Piwo-Liebhaber ist man hier (genauso wie in Danzig) also genau richtig.




Das Wetter sollte sonniger werden, also endlich an die Küste. Unsere Vorstellungen von einem Campingplatz lassen sich realisieren, wir finden einen einfachen und nicht zu vollen Platz in Pogorzelica:

Die eigentliche Ostseeküste ist tatsächlich besonders schön: blaue Ostsee, weißer Sandstrand und Kiefernwald – wir glauben, sie steht unter Naturschutz. Keine Strandkaffees, keine Strandkörbe, keine Verkäufer oder Buden. Das alles kommt allerdings hinter dem Waldstreifen: Der Rest des Hinterlandes besteht aus Hotels, Appartements, Hüpfburgen, Dönerbuden und unzähligen Verkaufsständen, in denen man von pinkfarbenen Haar Extensions, Plastikspielzeug, Softeis, Tücher, Mützen bis hin zu Bier und Fish+Chips alles kaufen kann, was das Touri Herz begehren soll. Hölle!



Leichte Regenschauer werden vorausgesagt – wir bauen ab und fahren weiter, erstmal nach Kolberg,

Wir suchen eine kleine Pension, es tröpfelt bereits.
Tröpfelt?
Mittlerweile stürmt und regnet es. Wir promenieren trotzdem am Wasser bis zum Leuchtturm und retten uns dann ziemlich nass in ein griechesches Restaurant.

Erstmal fahren wir weiter nach Danzig, bevor wir unseren Badeurlaub an der See fortsetzen. Danzig ist nun wirklich eine wunderschöne Stadt mit weltoffenem europäsichem Flair. Die vollkommen zerstörte Innenstadt wurde wieder aufgebaut – nach alten Fotos. So detailgetreu, dass sogar die leicht verwitterten deutschen Fassadenbeschriftungen angebracht wurden.

Wir besuchen das 2. Weltkriegsmuseum und sind beeindruckt. Eine interessante und sehr gelungene Darstellung dieses Krieges, mal aus einer nicht deutschen Sicht. Unbedingt den Audioguide nehmen!
Abends möchte Nina vor dem obligatorischen Essen im Restaurant „Swojski Smak“ (polnische Küche und eine unglaublich lange Wodka Karte) gegenüber vom IBIS Hotel noch zu einen „Aussichtspunkt“ im Hafen mit lohnendem Ausblick auf Werften usw.. Die befinden sich aktuell auf einer Insel am gegenüber liegenden Ufer. Um uns herum nur verlassene Hafenbecken und alte Werftgebäude, teilweise mit antiken Maschinen.



Angelockt von merkwürdigen Skulpturen in einem der Hafenbecken …



… gerieten wir dann in ein Kulturzentrum, dass in einem weiteren ehemaligen Werftgebäude untergebracht war.





Eine offensichtlich lebendige Danziger Kunstszene hat dort Ateliers, Werkstätten und Ausstellungs- und Versammlungsräume. Alles wird offensichtlich intensiv genutzt. Wir wurden während der Besichtigung zu einer Live-Performance eingeladen – das nenne ich lebendige Kultur.
Dann wollen wir, weil das Wetter angeblich besser werden soll, wieder an die Küste. Und zwar an den östlichsten Punkt vor der russischen Grenze. Wir schlagen unser Zelt auf dem schmalen Landstreifen zwischen Nehrung und Ostsee auf.

Aber das Wetter wird nicht besser, sondern wir bekommen statt Sonnenschein nur dunkle Wolken und dringende Warnungen des polnischen Wetterdienstes auf unser Handy geschickt: Orkan, Regen, Stromausfall. Alles touristenfreundlich in englisch.
Wir haben die Nase voll und verlassen die Küste, um uns noch ein wenig im Inland umzusehen. Auf dem Weg nach Warschau machen wir einen Schlenker über die masurische Seenplatte. Dort liegt auch das ehemalige Führerhauptquartier Ost. Zunächst etwas unentschlossen – alte Bunkertrümmer im Wald anschauen? – machen wir aber dann doch noch einen Abstecher zur „Wolfsschanze“ . Das haben wir gut gemacht, denn auch dies ist eine interessante und informative Gedenkstätte, durch die ein perfekter Audioguide führt.





Deutsche Wehrmachtstruppen haben versucht, auf dem Rückzug alles zu sprengen – was trotz gewaltiger Sprengstoffmengen bei den Bunkern nicht wirklich zum Erfolg führte. Die Baracke des „20. Juni Attentats“ allerdings ist völlig zerstört worden. Die Szene wurde aber anschaulich in einer erhaltenen Baracke nachgebaut.


Wir landen abends in einem teuren kleinen Hotel an einem der vielen masurischen Seen. Dort essen wir zu Abend und übernachten auch dort.

Morgens dann weiter nach Treblinka. Hier haben die deutschen Truppen bei der Spurenbeseitigung ordentlich gearbeitet: Es gibt keine erhaltenen Gebäude des Vernichtungslagers. Durch Interviews mit den wenigen Überlebenden hat man die Lage der Vernichtungsanlage und der Massengräber lokalisiert. Es gibt ein kleines Museum und eine Gedenkstätte im Wald, die Gleisanschluss, Baracken, Gaskammern und Gräber mit Steinfeldern andeutet.



Dann fahren wir weiter nach Warschau. Auch hier ist die komplett zerstörte Altstadt liebevoll wieder aufgebaut worden.





Die Lage des ehemaligen Warschauer Ghettos ist durch Gedenktafeln auf den Fußwegen gekennzeichnet.

Die Nazis hatten das Ghetto eingezäunt und als Sammellager für das Vernichtungslager Treblinka genutzt.
Auch – oder gerade – in Polen gibt es eine rechte Szene. Wir sahen eine Demo gegen Ausländer, deren Teilnehmer teilweise vermummt durch die Fußgängerzone marschierten. Das Bild zeigt nur einen kleinen Ausschnitt.
