27.03.
Mit den Summen, die wir gestern und heute ausgegeben haben, hätten wir in Griechenland gefühlt eine Woche Urlaub bestritten. Also alles ziemlich teuer hier ca. 50 % Aufschlag – Bier 8 CHF, eine x-beliebige Mahlzeit nicht unter 25 CHF, Kaffee 5 CHF usw.
Gestern kamen wir nach ca 4,5 Stunden Fahrt in Basel an. Unser Hotel ist Teil eines alten Fabrikkomplexes, wir sind in Werk 2. Abends das letzte Bier haben wir in Werk 8 getrunken – einer Gaststätte im Industrial Design. Auf dem Gelände gibt es unterschiedliche Gewerbe: Architekten, Tanzschule, Messerschleifer, Fahrradladen, Theaterworkshops usw.. Unser Zimmer ist cool – Holzbalken, alte Fenster, Holztisch und -bett . Mehr zu diesem Areal: https://gundeldingerfeld.ch/
Die erste Hürde nach der Ankunft war das Parkticket für unser Auto. Blaue Zone – ein halber Tag kostet 6 CHF, es gibt keine Ticket-Automaten. Aber eine App und nach 30 Minuten hatten wir dann endlich auch die Bezahlung per Kreditkarte aktiviert.
Nach einem ausführlichen Spaziergang durch die schöne Altstadt suchten wir uns ein Lokal am Rhein aus. Mit dem romantischen Rheinblick gab es dann als Abendessen Burger, Pommes und Bier im Freien (knapp 70 CHF!), die Temperaturen erlaubten es. Auf den terrassenartigen Stufen zum Rhein hin saßen jüngere Leute, die sich schlauerweise ihr Bier aus dem nahegelegen Coop mitgebracht hatten. Zum Abschluss wurde uns noch ein skurriler Ausdruckstanz auf der Promenade geboten: Eine ca. 80 jährige Tänzerin, bekleidet nur mit einem weißen Tütü und Ballettschuhen vollführte merkwürdige Drehungen und Sprünge zu Musik vom Band … mit leichtem Fremdscham machten wir uns auf zur Tram um in die Fabrik zurück u fahren. Zum Abschluß noch ein Bier in Werk 2 – der erste Urlaubstag war zu Ende.
Heute verbrachten wir den ganzen Tag im Baseler Kunstmuseum. Ein schöner Bestand von 1400 bis heute. Es scheint eine der ersten Kunstsammlungen in öffentlicher Hand zu sein. Beeindruckend war unter vielem Anderen ein fast lebensgroßes Gemälde von Holbein „Der tote Christus im Grab“ im Format eines Sarges – der Tote mit allen Wunden wie auf einem Seziertisch des Tatort-Forensikers.
Cool auch immer Giacometti. Hier gibt es in mehreren Räumen Gemälde und Skulpturen, z.B. die skurrile Katze „Le Chat“ (siehe oben). Seit wir den genialen Film „Final Portrait“ gesehen haben, indem ein eindrucksvoller Einblick in den Prozess und die Arbeitsweise Giacomettis gewährt wird, sehe ich die seine Portraits mit anderen Augen.
Es gäbe noch viel zu schreiben, alles aufzuzählen habe ich keine Lust. Der Online Katalog ist unter https://sammlungonline.kunstmuseumbasel.ch/ zu finden.
Um nicht völlig zu verarmen Bier, Baguette, Humus, Oliven etc. aus dem Coop zum Abendbrot in unserem gemütlichen Zimmer.
28.03.
Der Plan: Fondation Beyeler und nachmittags dann den Katzensprung nach Mailand.
Die Sammlung,von der nur ein kleiner Teil jeweils ausgestellt wird, befindet sich in einem sehr schön in die Parklandschaft eingepassten Gebäude mit Glasfront zu einem See, alten Bäumen auf Rasenflächen mit Terrassen und blühenden Azaleen und Chamelien.
Die aktuelle Austellung bestand aus den großformatigen hintergrundbeleuchteten Fotografien von Jeff Wall. Wir hatten Glück und bekamen eine Einführung für eine Schulklasse mit – danach war die Betrachtung der 55 Fotografien besonders interessant. Die Bilder sind komponiert, häufig auch zusammengesetzt aus vielen Einzelaufnahmen und zeigen häufig Alltagsszenen, die aber immer irgendwie irritierende Einzelheiten enthalten. Witzig auch die Zitate – z.B. der Windstoß nach Hokusai – https://en.wikipedia.org/wiki/A_Sudden_Gust_of_Wind_(after_Hokusai). Ich überlegte noch, eins der zahlreichen Bücher über Jeff Wall oder die Ausstellung zu kaufen, aber die Bilder wirken eben auch durch ihr riesiges Format, das jede kleinste Einzelheit lebensecht betrachten läßt, und auch die Background-Beleuchtung gehört dazu. Also kein Buch.
Die permanente Ausstellung besteht aus Bildern und Skulpturen vom Impressionismus bis zur Moderne, Monet bis Gerhard Richter, hat uns natürlich auch gut gefallen.
Gegen Mittag holten wir unser Auto aus der Tiefgarage und machten uns auf den Weg nach Mailand. Das wurde allerdings eine lange Fahrt – wir standen überwiegend im Stau und erreichten unser Hotel erst um 20:00 Uhr. Mehr als eine Pizza in der Pizzeria um die Ecke war nicht drin. (endlich wieder zu angenehmen Preisen: 0,5l Rotwein, Wasser, 2xPizza und 2xGrappa 35€)
Abschließend muss ich noch etwas erwähnen, vielleicht eine Kleinigkeit für uns aber auffallend und bemerkenswert: Es ist die besondere und natürliche Freundlichkeit der Schweizer, mit denen wir Kontakt hatten. Irgendwie herzerwärmend!