In der Nacht richtete sich eine vierköpfige Familie gleich neben uns, eigentlich auf unserem Platz, ein. Für uns waren nur kurze Schlafphasen drin. Als wir morgens aus unserem Zelt kamen, bot sich uns eine erstaunliche Kulisse. Wir sahen neben uns zwei weiter Zelte, viele Taschen, mehrere große Rollkoffer, einen Kühlschrank im Standardmaß, ein mobiles Aircondition-Gerät, Akkustaubsauger, Tisch und Stühle, eine Sammlung von Plastik-Spielgeräten usw. Alles war arrangiert auf einer Großen Kunststoffplane, die deren Revier markierte. Eine reviereigene Beleuchtung war offensichtlich auch noch nachts installiert worden. Wir verließen den Campingplatz Pythagoras ohne großes Bedauern und fuhren nach Matera, wo wir gegen Mittag ankamen.
Jesus kam nur bis Eboli, aber nicht bis nach Matera. Hier lebten die Menschen bis Mitte des 20. Jahrhunderts in erbärmlichen, ärmlichen Verhältnissen. Dies stellte Carlo Levi fest, der in den 30er Jahren in die Basilikata verbannt wurde und entsetzt war, dass Menschen wie Tiere und nicht wie Christen lebten. Nach der Verfilmung seines Buches „Jesus kam nur bis Eboli“ wurde Matera als „Schande Italiens“ bezeichnet. Die „Sassi“, Erdhöhlen, in denen Menschen und Tiere zusammen lebten, kann man heute noch besichtigen. Die Höhle, die wir besichtigten, wurde noch bis 1956 bewohnt. Heute sieht sie recht kuschelig aus, mit Möbeln und Küchenzeile. Es fehlen jedoch die ehemaligen Bewohner: Ca. 10 Menschen, davon 6 Kinder, ein Maultier und ein Schwein, unzählige Fliegen etc., alles zusammen auf ca. 25 qm, ohne sanitäre Anlagen. Dazu die entsprechenden Gerüche. So kuschelig wie heute war es wohl nicht.
2019 war Matera Kulturhauptstadt Europas. Die Altstadt ist groß, liegt an verschiedenen Hängen, in einem Bereich trichterförmig. Vieles wurde renoviert, aber ohne an den Fassaden optisch Wesentliches zu verändern. Das sieht toll aus. Man streift durch die schmalen Straßen und hat immer wieder unerwartet tolle Stadtansichten. Die Anzahl der Touristen hält sich in Grenzen, wahrscheinlich weil die Stadt im Landesinneren liegt und man vergeblich nach einem kühlen Luftzug sucht.
Nach Kaffee und Gelato zogen wir weiter nach Manfredonia auf den Gargano. Camping Lido Salpi Manfredonia war so schön wie beschrieben, direkt am Meer, sauber und nicht voll. Hier wollten wir bis zur Rückreise ca. 3 Nächte bleiben.
Dann wurde es dunkel. Im Internet hatten wir schon vom erhöhten Mückenaufkommen gelesen. Wir sind da ja nicht so empfindlich, aber die Mückendicht war dann doch so hoch, dass wir im Innenbereich des Restaurants Pizza aßen und dann sofort ins Zelt gingen.