Ein bisschen merkwürdig fühlt sich das Badeleben hier auf deiesem Campingplatz und am Strand schon an. Unser Campingplatz stellt – ganz im Stile eines Grandhotel – folgendes zur Verfügung: Shuttelbus Pendelverkehr zum knapp 1km entfernten Strand. Dort eine große ‚Private Beach‘ mit mehreren Reihen Sonnenschirmen, zu jedem Schirm sauber in Reih und Glied einen Strandstuhl und eine Liege. Alles wird vom freundlichen Servicepersonal immer aufs neue entsandet und ausgerichtet.
Beim ersten Anblick hat das Ganze schon so einen … morbiden Charme; es erinnert an Viscontis „Tod in Venedig“, die Verfilmung von T.Manns Erzählung, nur das kein von Aschenbach im weißen Anzug im Strandstuhl sitzt…
Das ‚komische‘ Gefühl verschwindet aber schnell, es dominiert hier nämlich die italienische Familie: Kinder mit Strandspielzeug, Teenager, Eltern Großeltern und kleine Hunde, alles unaufdringlich und ’normal‘.
Wir beschließen, diesen ungewohnten Luxus 3 Übernachtungen lang zu genießen.
Die Bar bietet hervorragenden Cappuccino für 1,50 und sogar gezapftes Bier. Nur eine Rotwein Bestellung ist schwierig (soweit ist es also schon mit Italien gekommen). Dann gibt es einen kleinen Laden (mit kaltem Bier) und allem was man sonst so braucht und einen Gemüsehänder mit frischen Mandeln. Also auch in dieser Hinsicht alles super.
Um uns herum gibt es augenscheinlich nur Italiener, was ja eigentlich eher selten ist. Eine Ausnahme: unser Nachbar kommt aus Belgien, reist allein in einem schicken kleinen Mercedes Vito Wohnmobil, hat lange graue Haare, die aufwändig gepflegt werden müssen. Soviel bekommt man nebenbei mit, auch wenn man versucht nicht neugierig oder aufdringlich zu sein.
Als er uns dann auf deutsch „Guten Appetit“ wünscht kennt Katharina keine Zurückhaltung mehr und er wird kuzerhand am Abend zum Bier eingeladen. Er stellt sich als netter Zeitgenosse heraus, mit einer etwas abstrusen Geschichte: Industriedesigner aus Antwerpen und erkennt sofort die antike Qualität unseres Campingtisches (von unseren Eltern geerbt), das Muster der Melamin beschichteten Platte ist wohl das erste in diesem Material realisierte Muster, lernen wir nebenbei. Zur Zeit ist er in Frankreich tätig, reist auf einer imaginären Pilgerroute, in den Urlaub gestartet mit seiner 20jährigen Tochter, die aber wieder zurück musste, weil sie zum 7ten Mal eine Wiederholungsklausur machen muss, Dann hat er sein Telefon vor Tagen verloren und will irgendwann zurück, um es zu suchen … usw und so fort.